Informationen zur Kirche
Die Bethlehem-Kirche wurde 1875 als Garnisonkirche erbaut.
Die 1632 von den Dänen errichtete Festung Friedrichsort gehörte ab 1865 zu Preußen, erwies sich aber für die geplanten militärischen Einrichtungen als zu klein. So entstand westlich der Festung im Laufe der Jahre das „alte“ Friedrichsort.
1875 hatte Friedrichsort bereits 811 Einwohner, davon ca. 600 Militärangehörige.
Für sie errichtete man die Matrosen-Artillerie-Kaserne (Scheer-Kaserne, Abriss 1977), ein Lazarett - heutige Schule „Lernwerft“ -, eine Schule (Abriss 1954, jetzt Spielplatz neben der Kirche), mehrere holzverschalte Dienstwohngebäude und eben auch die Garnisonkirche.
Sie war als Ersatz für den baufälligen Gottesdienstraum innerhalb der Festung gedacht. Als Standort hätte an sich die Anhöhe neben dem Friedhof nahegelegen (1901 wurde dann auf dem Friedhof eine Kapelle errichtet; Abriss 1999). Um 1900 gab es mehrfach Anträge auf Neubau einer Kirche in Friedrichsort.
Die „falsche“ Orientierung des Altars nach Westen und die einfache Bauweise fallen auf:
Ein Fachwerkbau, innen überputzt, außen holzverschalt, was der Saalkirche früher die spöttische Bezeichnung „Religionsschuppen“ oder „Gebetsschuppen“ eintrug; noch heute bezeichnen viele die Kirche einfach als „Holzkirche“ im Gegensatz zur Prieser „Steinkirche“.
Den Eingangsvorbau - seit August 2000 wieder mit Uhr - krönt ein Dachreiter mit einer „Glocke, deren Klang jedoch wenig kirchliches in sich trägt“ (Pfarrer Schorn 1901).
Seit 1909 gab es immer wieder Renovierungen und bauliche Veränderungen: Der Altarraum wurde mehrfach umgebaut, die Fenster und Heizung erneuert (seit 2003 Heizrohre unter den Bänken), 1973 außen 6 strebepfeilerartige Stützen angebracht, 2000 eine kleine Küche eingebaut.
Zur ursprünglichen Innenausstattung gehören Kanzel, Bänke, Empore und das Abendmahlsgemälde (signiert „JJS Anno 1714“) aus der ehemaligen Kapelle im Kommandantenhaus der Festung. 1911 fertigte die „Kaiserliche Torpedowerkstatt Friedrichsort“ - Vorläufer der MaK - 2 Leuchter an (auf einem steht die Osterkerze).
Die erste Orgel war schon 1902 kaum noch brauchbar. Provisorisch wurde zunächst ein Harmonium, 1913 eine neue Orgel angeschafft. Diese Orgel ersetzte man 1959 durch eine Kleucker-Orgel, die im Laufe der Zeit immer stärker Renovierungsbedürftig war und im Frühjahr 2015 stillgelegt wurde. Seit Frühsommer 2016 erklingt eine Walker-Orgel von 1916 in der Kirche.
1960 kam die Gedenktafel für die Opfer der Weltkriege hinzu. 1963-67 ließ man den Altarraum neu ausstatten mit Altar, Kruzifix - das Kreuz erinnert an Werftkräne -, Lesepult, Leuchtern, Taufe sowie Paramenten.
Die Gemeinde wurde früher preußisch-exakt unterschieden: Die evangelischen Angehörigen der militärischen Einrichtungen bildeten die Garnisongemeinde,
die Zivilisten waren als Gäste in der Kirche zugelassen. Die zum Gottesdienst kommandierten Soldaten traten vor der Kirche an und saßen in der Kirche hinten; davor die Zivilgemeinde; ganz vorne - auf quergestellten Stuhlreihen - die Offiziere mit ihren Damen. An besonderen Tagen wirkte die Militärkapelle im Gottesdienst mit und gab danach vor der Kirche ein Konzert.
Von Anfang an bis 1953 ist die Kirche auch für katholische Gottesdienste mitbenutzt worden.
1878-85 sowie 1891-1920 gab es ein eigenes Marinepfarramt in Friedrichsort; seit 1891 vorsorgten die Marinepfarrer auch die Friedrichsorter Zivilgemeinde.
Die heutige Bethlehem-Kirche
- war von 1948 bis 1999 von der Kirchengemeinde Friedrichsort gepachtet für Gottesdienste, Taufen, Trauungen und Bestattungen,
- erhielt erst 1987 den Namen „Bethlehem-Kirche“ [Predigt zur Namensgebung],
- steht mit der alten Einrichtung unter Denkmalschutz,
- ist Kiels drittälteste Kirche,
- ist als einziger erhaltener sakraler Holzbau der Zeit nach 1870 in Schleswig-Holstein ein originelles Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung.
Im Mai 2016 brachte die „NDR Nordtour“ einen Beitrag über die Kirche: Zum Video
Auf KielPod.de ist ein Podcast über die Bethlehem-Kirche erschienen: abspielen